Wie wir in herausfordernden Zeiten auf unsere verborgenen Anteile zugreifen können

Selbstreflexion wird oft missverstanden.
Als etwas, das wir „auch noch machen sollten“.
Als Übung, die Zeit kostet und wenig bringt.
Doch aus der Perspektive der Veränderungsbegleitung ist Selbstreflexion eines der wirksamsten Instrumente, die wir haben.
Sie ist die Fähigkeit, uns selbst wieder sichtbar zu machen – jenseits von Rollen, Erwartungen und Routinen.
Der Lebensrucksack – ein Bild für unsere innere Ausstattung
Seit vielen Jahren nutze ich das Bild des „Lebensrucksacks“.
Er enthält alles, was wir in unserem Leben gesammelt haben:
Ressourcen, Krisenkompetenz, Intuition, Kreativität, Konfliktfähigkeit, Mut, Empathie.
Dazu Prägungen und Muster, die unser Denken und Handeln beeinflussen.
Mit zunehmender Verantwortung – beruflich wie privat – greifen wir oft nur noch auf wenige dieser Ressourcen zurück.
Der Rest liegt im Rucksack bereit, aber ungenutzt.
In Veränderungszeiten zeigt sich das besonders deutlich: Wir funktionieren, statt uns zu steuern.
Selbstreflexion öffnet den Zugang zu unseren vergessenen Anteilen
Selbstreflexion ist kein Selbstzweck.
Sie ist der Zugang zu Anteilen, die uns stabilisieren: der klare Anteil, der mutige Anteil, der humorvolle Anteil, der kreative Anteil.
Diese inneren Seiten verschwinden nie – aber sie werden leise.
Reflexion bringt sie zurück an die Oberfläche. Sie ist die Einladung, uns selbst wieder zu spüren, bevor wir reagieren. Sie schafft den Raum zwischen Reiz und Reaktion, den Viktor Frankl beschreibt. Und genau dort beginnt Selbststeuerung.
Warum das im Business relevant ist
Teams, Führungskräfte und Organisationen befinden sich heute nahezu dauerhaft in Veränderung.
Selbstreflexion ist die Grundlage dafür:
- klare Entscheidungen zu treffen
- Konflikte konstruktiv anzugehen
- Führung authentisch zu leben
- in Unsicherheit handlungsfähig zu bleiben
- Teamresilienz aufzubauen
Selbstreflexion macht Menschen wirksamer. Nicht durch Leistungsdruck, sondern durch Selbsterkenntnis.
Wie wir wieder Zugang zu unseren Ressourcen finden
Menschen fragen mich oft: „Wie komme ich denn an diese vergessenen Teile von mir ran?“
Einige Wege, die gut funktionieren:
1. Kleine tägliche Fragen
- Was in mir hat heute geführt: Stress oder Klarheit?
- Welche Stärke habe ich genutzt?
- Welche hätte ich heute gebraucht?
2. Biografisches Arbeiten
- Welche Phasen meines Lebens zeigen, was wirklich in mir steckt?
3. Körper- und Achtsamkeitseinheiten
- Sie holen uns aus dem Kopf zurück zu uns selbst.
4. Feedback aus Beziehungen
- Manchmal sehen andere unseren Rucksack klarer als wir selbst.









